TCS Amsterdam Marathon 2019

Warum Amsterdam?

Ein flacher Kurs, das erste Rennen im Ausland und die geographische Nähe (keine Zeitverschiebung) zur Schweiz waren ausschlaggebend für diesen Entscheid. Um das Risiko eines DNF an einem grossen Major zu vermeiden, wollte ich zuerst mehr Erfahrungen sammeln und auch meine Performance weiter verbessern. Wetter, Ernährung, Infrastruktur und Reise sind weitere Faktoren die es im Detail zu bedenken gab.

Vorbereitung

Ein Jahr Vorbereitung, immer mit dem Ziel vor Augen, die nächste Etappe auf dem Weg zum Marathon unter 3 Stunden erfolgreich zu meistern war genug Motivation, um die Entbehrungen des Trainings wegzustecken. Mein Knie war immer noch nicht ausgeheilt. So begann ich in diesem Jahr mit hochintensivem Krafttraining, feilte weiter an meiner Technik und am Ende erstellte ich einen grundsätzlich neuen Trainingsplan. Schlüssel zum Erfolg war sicherlich meine Beständigkeit. Ich absolvierte stur meine Trainings. Bei jedem Wetter, zu jeder erdenklichen Tages,- und Nachtzeit und auch unter Schmerzen oder wenn ich mich mal müde fühlte. Noch in der Taperig Phase kamen wieder Knieschmerzen auf und auch der Rücken meldete sich. Die letzten Long Runs musste ich einige Male unterbrechen. Meine Gedanken aber waren immer positiv auf den grossen Event gerichtet.

Das Rennen

Die ersten Kilometer waren extrem mühsam, weil sich viele Läufer in der falschen Gruppe platziert hatten und so zum Hindernis für andere wurden. So war es schwierig, die eigene Pace zu finden, weil man immer wieder mit kurzen Sprints eine Lücke suchen und andere überholen musste. Ich achtete von Beginn auf eine saubere Zeit und wollte kein Risiko eingehen. Bei den Verpflegungsstellen habe ich sauber angehalten und genügend Wasser getrunken, meine Gels habe ich selber mitgenommen und diese im Training getestet. Auch hier wollte ich keine Experimente machen.

Ab Km 21 lichtete sich das Feld und ich war ca. 8 Minuten unter meiner Zeitvorgabe. Da habe ich erstmals gespürt, dass es heute möglich sein wird, die 3h30 min Marke zu knacken. Die Pace war hoch und nie zuvor habe ich einen solchen Rhythmus angeschlagen. Die anderen Läufer und die tolle Atmosphäre haben mich das berühmte „Runners high“ spüren lassen. Kurz nach Halbzeit bekam ich Krämpfe in der linken Wade und auch die inneren Oberschenkel machten sich plötzlich bemerkbar. Von nun an versuchte ich kontrolliert zu pushen und musste in den Schmerz laufen.

Es war ein Härtetest und ich habe meine persönlichen Grenzen verschoben. Meine seriöse Vorbereitung hat mir geholfen, das Rennen bis zum Ende sauber durchzulaufen und ich habe nie angehalten. Entsprechend stolz bin ich auf meine neue PB von 3h24 min. Diese Zeit ist eine Stunde schneller als noch am Zürich Marathon 2018, was für eine Entwicklung.

Post Marathon

Die Emotionen beim Zieleinlauf waren gewaltig. Bereits ab Km 40 habe ich gewusst, dass ich es schaffen werde und die Freudentränen wichen dem Schmerz. Nach dem Rennen fühlte ich mich viel besser als in Luzern, weniger Zeit in Bewegung, aber die Muskeln machten sich dann unmittelbar bemerkbar. Am Tag danach war jeder Schritt eine Qual und der Muskelkater war heftig. Auch zwei Wochen nach dem Rennen fühlte ich mich noch nicht ganz erholt und arbeite jetzt an meiner Regeneration. Interessant, dass ich diesmal keinen „Post-Marathon-blues“ verspürte. Ich weiss jetzt, dass ich noch viel Potential habe und dieses nun gezielt weiter ausschöpfen kann. Nächster Marathon?

Paris 2020, wir sehen uns an der Ziellinie!

Michael Sommmer